Abfindungshöhe: Wie viel Abfindung kann ich bekommen?

Das Wichtigste in Kürze
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Die Höhe der Abfindung ist Verhandlungssache.
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Nur, wenn es bei Dir einen Sozialplan oder eine tarifliche Vereinbarung gibt, ist die Höhe festgelegt. Das ist aber selten.
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Je höher Deine Chancen auf Erfolg bei einer Klage sind, desto besser stehen Deine Chancen auf eine hohe Abfindung. Arbeitgeber zahlen Abfindungen, um sich “freizukaufen”. Sie wollen vermeiden, dass Du gegen ihre Kündigung klagst.
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Darüber hinaus haben die Höhe Deines Gehaltes und die Dauer Deiner Betriebszugehörigkeit einen Einfluss auf Deine potentielle Abfindung.
In diesem Ratgeber
1
Wie wird die Höhe der Abfindung berechnet?
2
Was ist der Kündigungsschutz und wie erhöht er meine Abfindung?
3
Die Kündigung ist fehlerhaft? Deine Abfindung wird höher!
4
Das Gerichtsverfahren dauert lange? Gut für die Abfindung!
5
Große Unternehmen zahlen mehr Abfindung
6
Was spricht für eine niedrige Abfindung?
7
Wie verhandle ich erfolgreich eine hohe Abfindung?
8
Steuern, Abzüge, etc : Wie viel bleibt von der Abfindung übrig?
Du wurdest gekündigt oder möchtest selbst kündigen? Oder Dein Chef hat Dir einen Aufhebungsvertrag vorgelegt? Jetzt fragst Du Dich sicher, wie viel Abfindung Du bekommen kannst. Wir erklären Dir alles zur Höhe Deiner Abfindung und wie Du diese realistisch berechnest. Außerdem erklären wir Dir Schritt für Schritt, wie Du eine gute Abfindung verhandelst!
1.
Wie wird die Höhe der Abfindung berechnet?
Zuallererst: Es gibt keinen Anspruch auf eine gewisse Abfindungssumme. Die Abfindung wird verhandelt. Es gibt eine Formel, mit der Du Dir einen groben Eindruck von Deinen Chancen machen kannst. Und es gibt viele Faktoren, die einen Einfluss auf Deine Verhandlungs-Chancen haben. Wir stellen sie Dir alle vor!
Es gibt eine Formel, an der sich Rechtsanwälte und Gerichte orientieren, wenn über eine Abfindung verhandelt wird. Sie ist nicht bindend, aber kann Dir eine erste Orientierung bieten:
monatliches Bruttogehalt X Betriebszugehörigkeit X weitere Umstände
Betriebszugehörigkeit
Hier geht es darum, wie viele Jahre Du schon für Deinen Chef tätig bist.
Monatliches Gehalt
Hier zählt Dein durchschnittliches Bruttomonatsgehalt.
“Sonstige Umstände”
Dieser Faktor ist schwieriger zu bestimmen. Es geht hauptsächlich um Deine Chancen, auf dem Arbeitsmarkt eine ähnliche Stelle zu finden. Außerdem zählt hier, ob Dein Chef mit der Kündigung vor Gericht durchkommen würde. Normalerweise wird ein Faktor zwischen 0,25 und 2,0 angesetzt. In Deinem Interesse ist natürlich ein möglichst hoher Faktor – denn dann wird die Abfindung höher. In “durchschnittlichen” Fällen wird ein Faktor von 0,5 gewählt (das ist die sogenannte Regelabfindung).
Beispiel 1: Ohne Anwalt
Paul arbeitet seit fünf Jahren bei seinem Arbeitgeber und verdient monatlich 2.000 Euro brutto. Er ist 35 Jahre alt, momentan ledig und kerngesund. In der Verhandlung einigt er sich mit seinem Chef auf die sogenannte Regelabfindung: also einen Faktor von 0,5. Daraus ergibt sich folgende Berechnung:
5 (Jahre Betriebszugehörigkeit) x 2000 (Gehalt) x 0,5 (normale Situation) = 5.000,00 Euro Abfindung
Beispiel 2: Mit Anwalt
In einer Paralleldimension hat Paul einen Anwalt eingeschaltet. Der Anwalt kennt alle wichtigen Tricks und hat bemerkt, dass Paul Unterhalt an seine zwei Kinder zahlt. Er lebt geschieden und kam selbst nicht auf die Idee, dass seine Kinder relevant sein könnten. Mit dem Argument der Unterhaltszahlungen schafft es Pauls Anwalt, den Faktor auf 1,0 zu erhöhen. Dann ergibt sich eine höhere Abfindung:
5 (Jahre Betriebszugehörigkeit) x 2000 (Gehalt) x 1,0 (normale Situation) = 10.000,00 Euro Abfindung.
Wichtig
Dein Chef soll glauben, dass Du unbedingt weiter bei ihm arbeiten willst!
Lass es Deinen Chef nicht wissen, falls Du selbst auch Interesse an der Beendigung Deines Arbeitsverhältnisses hast. Wir erklären es Dir später – aber nennen es hier schon mal. Denn dieser Punkt ist entscheidend, um eine Abfindung zu bekommen.
Welche Rolle spielt die Betriebszugehörigkeit?
Unter “Betriebszugehörigkeit” versteht man den Zeitraum, den Du im Unternehmen gearbeitet hast. Für die Berechnung der Abfindung wird die Betriebszugehörigkeit immer in vollen Jahren angegeben. Zeiträume von über einem halben Jahr werden aufgerundet. Alles unter einem halben Jahr wird abgerundet.
Was zählt mit? | Was zählt nicht mit? |
---|---|
- Deine im Betrieb verbrachte Ausbildungszeit | - unbezahlte Praktika |
- Elternzeit, Urlaub, Mutterschutz und Krankheit | - unbezahlte Freistellungen: Sabbaticals, längere unbezahlte Urlaube |
- Monate oder Jahre in Teilzeit |
Was, wenn meine Betriebszugehörigkeit unterbrochen war?
Deine Jahre der Betriebszugehörigkeit werden zusammengerechnet, wenn Du Deinen alten Job oder eine sehr ähnliche Position wieder aufgenommen hast. Die Unterbrechung darf dafür nicht länger als sechs Monate sein.
Beispiele
- Dir wurde gekündigt und Du hast einige Monate später eine neue Stelle im gleichen Unternehmen aufgenommen
- Du hast selbst kündigst und ein paar Wochen später wieder bei Deinem Chef angefangen
Welche Rolle spielt das monatliche Gehalt?
Zur Berechnung der Abfindung wird Dein durchschnittliches Bruttomonatsgehalt herangezogen. Der Netto-Lohn ist irrelevant.
Um Dein Durchschnittsgehalt zu berechnen, teilst Du Dein komplettes Jahresgehalt durch zwölf. So wird realistisch gezeigt, wie viel Du Deinen Chef tatsächlich “kostest”. Lass Dich hierzu im Zweifel von einem Anwalt beraten, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Wir helfen Dir gerne dabei. Melde Dich hier an – für einen kostenfreien Rückruf durch einen unserer Partneranwälte.
Was sind die “sonstigen Umstände”?
Es gibt weitere Umstände, die einen Einfluss auf die Höhe Deiner Abfindung haben.
Es erhöht deine Abfindung, wenn ...
- Die Kündigung fehlerhaft ist
- Du gegen die Kündigung vor Gericht klagst, und das Gerichtsverfahren lange dauert
- Du in einem Unternehmen arbeitest, das viel Umsatz macht
- Dein Arbeitgeber in einer wirtschaftlich starken Region angesiedelt ist
Es verringert deine Abfindung, wenn…
- Du in einem Unternehmen arbeitest, das wenig Umsatz macht
- Du Krankengeld beziehst
- Dein Arbeitgeber in einer wirtschaftlich schwachen Region angesiedelt ist
- Du in einer Branche arbeitest, die traditionell kleinere Abfindungen zahlt (beispielsweise Reinigungsbranche, Sicherheitsbranche)
2.
Was ist der Kündigungsschutz und wie erhöht er meine Abfindung?
Die Höhe der Abfindung hängt zu einem großen Teil davon ab, wie “sicher” Dein Arbeitsplatz ist. “Sicher” ist Dein Arbeitsplatz dann, wenn Dein Chef Dich nicht einfach so kündigen kann. Je besser Du gegen eine Kündigung geschützt bist, desto höher wird Deine Abfindung. Es gibt unterschiedliche Formen des Kündigungsschutzes:
- Für eine Abfindung brauchst Du den “allgemeinen Kündigungsschutz”. Diesen hast Du, wenn Du länger als sechs Monate im Betrieb bist und das Unternehmen mehr als zehn Mitarbeiter in Vollzeit beschäftigt.
- Noch besser ist der sogenannte besondere Kündigungsschutz. Der gilt für besonders schützenswerte Mitarbeitergruppen. Zum Beispiel bei Schwerbehinderung, falls Du schwanger oder Mitglied des Betriebsrates bist. Das stärkt Deine Position sehr!
Hinweis
Wenn Du weniger als sechs Monate bei Deinem Arbeitgeber arbeitest oder Dein Arbeitgeber weniger als zehn Mitarbeitende beschäftigt, wird es schwierig, überhaupt eine Abfindung zu bekommen.
3.
Die Kündigung ist fehlerhaft? Deine Abfindung wird höher!
Hat Dein Chef bei der Kündigung Fehler gemacht, erhöht das Deine Chancen auf eine hohe Abfindung. Warum? Weil Du besser gegen die Kündigung klagen kannst! . Wenn Dein Chef Fehler gemacht hat, hast Du gute Aussichten, die Klage zu gewinnen. Das wird für Deinen Chef teuer. Daher zahlen Arbeitgeber oftmals lieber eine (hohe) Abfindung, als sich auf das Risiko eines Gerichtsprozesses einzulassen!
Halt die Augen nach folgenden Fehlern auf:
- Fehlender Kündigungsgrund:
Dein Chef hat gar keinen überzeugenden Kündigungsgrund? Dann wird er es mit seiner Kündigung vor Gericht schwer haben. Da winkt eine hohe Abfindung! - Fehler bei der Sozialauswahl bei betriebsbedingter Kündigung:
Hat Dein Chef mit Dir wirklich den Mitarbeiter gekündigt, den die Kündigung am wenigsten trifft? Das ist seine Pflicht. Hier spielen Deine Betriebszugehörigkeit, Dein Alter aber auch Unterhaltspflichten eine Rolle. - Formfehler:
Zum Beispiel, wenn Dir jemand anderes als dein Vorgesetzter gekündigt hat. Oder wenn die Kündigung nicht schriftlich verfasst wurde. Sie muss auf Papier geschrieben sein, und Dein Chef muss per Hand unterschrieben haben.! Eine Kündigung per E-Mail oder SMS ist nicht erlaubt!
4.
Das Gerichtsverfahren dauert lange? Gut für die Abfindung!
Auch die Dauer des Gerichtsverfahrens ist relevant für Deine Verhandlungsposition : Je länger sich das Verfahren zieht, desto größer wird die finanzielle Bedrohung für Deinen Arbeitgeber.
Beispiel
Nehmen wir an, Dein Verfahren zieht sich acht Monate lang. Dann gewinnst Du - die Kündigung wird für unwirksam erklärt! Dein Arbeitgeber muss Dir nun für die gesamten acht Monate das Gehalt nachzahlen. Obendrauf muss er ab jetzt wieder Dein monatliches Gehalt zahlen, da Du ja wieder normal angestellt bist. Viel günstiger ist es für ihn, Dir stattdessen eine Abfindung auszuzahlen und sich dieses Risiko dadurch zu sparen.
5.
Große Unternehmen zahlen mehr Abfindung
Auch die Größe des Unternehmens ist relevant für die Höhe der Abfindung: große Unternehmen zahlen in der Regel mehr. Also je mehr Beschäftigte und Umsatz, desto mehr Geld kannst Du erwarten.
6.
Was spricht für eine niedrige Abfindung?
Hier gilt: Je schlechter Deine Chancen sind, gerichtlich gegen die Kündigung vorzugehen, desto kleiner wird auch Deine Abfindung ausfallen.
Wenn Du weniger als sechs Monate bei Deinem Arbeitgeber arbeitest oder Dein Arbeitgeber weniger als zehn Mitarbeitende beschäftigt, wird es schwierig, überhaupt eine Abfindung zu bekommen. Denn in diesen Fällen hast Du in der Regel keinen Kündigungsschutz. Dein Arbeitsplatz ist also “unsicher”. Dein Arbeitgeber wird daher eher bereit sein, es auf einen Rechtsstreit ankommen zu lassen.
Es gibt noch mehr Szenarien, in denen Deine Chance auf eine hohe Abfindung auf wackeligen Beinen steht:
- Du bekommst Krankengeld, weil Du schon länger krank bist. In diesem Fall verursachst Du dem Arbeitgeber keine Kosten. Schließlich zahlt Deine Versicherung das Krankengeld. Dein Chef kann Dich vorerst ohne Verluste weiter beschäftigen und spart sich so die Abfindung.
- Die Region sowie die Branche, in der Du arbeitest, können einen negativen Einfluss auf deine Abfindungshöhe haben. In wirtschaftlich schwächeren Regionen werden teils niedrigere Abfindungen gezahlt. So auch in einigen Branchen: Reinigungsunternehmen, kleine Baubetriebe, Leiharbeit oder Bewachungsunternehmen.
7.
Wie verhandle ich erfolgreich eine hohe Abfindung?
Abfindungen sind Verhandlungssache. Es ist wichtig, dass Du gut vorbereitet in das Gespräch mit Deinem Vorgesetzten gehst. Bleib bei der Verhandlung immer sachlich und professionell. Beachte unsere Tipps, dann hast Du gute Karten!
Nimm Dir Bedenkzeit!
Sollte Dein Chef einen Aufhebungsvertrag anbieten, bitte um ein paar Tage Zeit. Sprich in dieser Zeit mit einem Anwalt. Der berät Dich über Deine Chancen und weiß genau Bescheid, was für Dich möglich ist. Denn: Hast Du einen Aufhebungsvertrag erst einmal unterschrieben, kommst Du da nicht mehr raus.
Dein Chef soll glauben, dass Du unbedingt weiter bei ihm arbeiten willst!
Lass es Deinen Chef nicht wissen, falls Du selbst Interesse an der Beendigung Deines Arbeitsverhältnisses hast. Wenn Dein Chef bereits weiß, dass Du eigentlich gar nicht mehr für ihn arbeiten willst, wird er Dir keine Abfindung zahlen, um sich von Dir “freizukaufen”.
Erzähl Deinem Chef nichts von Deinem neuen Arbeitsplatz!
Falls Du schon eine neue Stelle hast, behalte das für Dich, solange ihr euch noch in der Verhandlung befindet. Aber Achtung: Wenn Du konkret danach gefragt wirst, darfst Du nicht lügen. Solange Du nicht konkret gefragt wirst, sagst Du dazu einfach gar nichts.
Hol Dir einen Anwalt!
Wahrscheinlich hat sich Dein Arbeitgeber von Anwälten beraten lassen - und das schon vor der Kündigung. Daher empfehlen wir dringend, dass auch Du Dich von einem Anwalt beraten lässt. Nur so kannst Du Deinem Chef auf Augenhöhe begegnen. Wir von cleverklagen bieten Dir eine kostenfreie Beratung durch einen Anwalt für Arbeitsrecht. Vereinbare am besten gleich hier einen Termin.
8.
Steuern, Abzüge, etc : Wie viel bleibt von der Abfindung übrig?
Sozialabgaben fallen auf Deine Abfindung nicht an. Aber: Die Abfindung muss leider versteuert werden. Es gibt schöne Tricks, mit denen Du bei der Steuer bares Geld sparst. Wenn Du ausführliche Informationen haben möchtest, empfehlen wir Dir unseren Artikel: “Abfindung über Steuererklärung zurückbekommen: So geht's!”
Wie können wir Dir helfen?
Eine hohe Abfindung zu verhandeln ist nicht so einfach! Mit einem erfahrenen Partner an Deiner Seite sind Deine Chancen auf eine saftige Abfindung um ein Vielfaches höher. Unsere Partneranwälte sind auf das Verhandeln von Abfindungen spezialisiert. Vereinbare hier kostenfreies Erstgespräch, in dem wir Deine Situation genau einschätzen.
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